Akupunktur - auf den Punkt gebracht
Akupunktur erfreut sich als Alternative zu herkömmlichen Therapieverfahren immer gößerer Beliebtheit. Akupunktur kommt in immer mehr Bereichen zur Anwendung. Die WHO hat hierzu eine Liste der Anwendungsbereiche für die Akupunktur erstellt (s.u.). Akupunktur zeigt nachweislich Wirkung ohne wesentliche Nebenwirkungen, wie bei Medikamenten bekannt, mit meßbaren Organschäden. Möglich sei eine Infektion an der Einstichstelle, wie bei jedem Nadelgebrauch an der Haut, sowie Müdigkeit und Schwindel. Wenn immer möglich, sei Akupunktur eine sehr gute und vorzuziehende Alternative zur herkömmlichen Therapie bzw. zur Unterstützung der herkömmllichen Therapie.
Akupunktur...
Ursprung der Akupunktur
Erste chinesische Aufzeichnungen über Akupunktur liegen ab 200 vor Chr. vor. Hier wurden schon eindeutige Akupunkturpunkte und die Art der Anwendung beschrieben. Die Akupunktur ist ein Teilgebiet der traditionellen chinesischen Medizin (TCM). In der Akupunktur nach der TCM nimmt man eine gewisse Anzahl von Akupunkturpunkten an, die auf verschiedenen Energielinien oder Energiekanälen (Meridianen) liegen. Die Meridiane liegen spiegelbildlich auf beiden Körperhälften. Zwecks Übersichtlichkeit werden 12 Hauptmeridiane angenommen. Die Zahl der Akupunkturpunkte nach der TCM, die schwerpunktmäßig aufgesucht werden, bewegt sich um die 400 Akupunkturpunkte. In diesen fließe die Lebensenergie (Qi). Jeder Meridian sei einem Körperorgan zugeordnet. Bei körperlichen Störungen, so die Annahme der TCM, bestehe eine Energieflussstörung. Durch die Einstiche der Akupunkturnadeln in die Akupunkturpunkte, solle der Energiefluss wieder reguliert und hergestellt werden. Die Anzahl der Akupunkurpunkte solle so gering wie mögich gehalten werden. Manchen Autoren zufolge, soll die Obergrenze bei einer Akupunkunktursitzung, bei 12-15 Akupunkturpunkten liegen, wobei die Akupunkturnadeln je nach Gebiet, etwa 2 bis 25 mm tief ins jeweilige Gewebe eingebracht werden. Eine Akupunktursitzung dauert 20 bis 30 Minuten. Der Akupunktur sehr eng verwandte Methoden sind die Akupressur, bei der bestimmte Körperpunkte sanft massiert werden und die Moxibustion, bei der bestimmte Körperpunkte erwärmt werden. In der Akupunktur können aber alle Methoden vereint sein, indem der Akupunkturpunkt zunächst massiert und erwärmt wird, bevor die Akupunkturnadel eingestochen wird bzw. die schon eingebrachte Akupunkturnadel, erwärmt wird.
Art der Anwendung
Die WHO hat 2003 Anwendungsgebiete der Akupunktur veröffentlicht. Diese Veröffentlichungen seien nicht durch die Wissenschaft untermauert und würden nicht die derzeitige Forschung zur Akupunktur widerspiegeln. Akupunktur werde derzeit bei einer Vielzahl von Beschwerden eingesetzt. Studiendaten zur Wirksamkeit der Akupunktur gegen Schmerzen bei Kniearthrose, gegen Rückenschmerzen und zur Vorbeugung von Migräneattacken, liegen vor. So ist z.B. die Empfehlung bei einer Knieakupunktur bei Schmerzen durch Arthrose des Kniegelenkes, 10 Stizungen, mit 2 Sitzungen pro Woche, als eine Serie durchzuführen. Je nach Schwere der Erkrankung und Ausmaß der Schmerzen, können ein zweite und dritte Serie angeschlossen werden.
Fazit
Die Wirksamkeit von Akupunktur ist nach den derzeitigen Forschungsergebnissen belegt. Nach sehr genauer Auswertung der Studienlage, spiele die Befolgung der genauen traditionellen chinesischen Lehre (TCM) bei der Akupunktur, keine besondere Rolle. Etwas salopp ausgedrückt, spiele der Ort, wo man die Nadeln in die Haut sticht, keine Rolle. Die SHAM-Akupunktur ist eine Akupunkturform, bei der an Nicht-Akupunktur-Punkten, im Vergleich zur Akupunktur nach der TCM mit genau festgelegten Akupunkturpunkten, eingestochen wird. Die Akupunkturtiefe liegt bei der SHAM-Akupunkur bei 1 bis 3 mm. Zur Wirksamkeit der SHAM-Akupunktur liegen Untersuchungsergebnisse vor, die bei Anwendung von Akupunktur nach der TCM im Vergleich zur Anwendung der SHAM-Akupunktur, keine Unterschiede in der positiven Wirkung der beiden Akupunkturformen zeigen. Die Erkenntnisse lassen annehmen, die Akupunkturpunkte und Meridiane seien am ehesten Konstrukte der traditionellen chinesischen Medizin (TCM).
Man sehe in den unspezifischen Reizen, durch den Stich der Nadeln, das Wirkprinzip. Hierbei werde durch den gesetzten Schmerzreiz u.a. köpereigenes Schmerzmittel (Endorphine) freigesetzt, das eine Schmerzreduzierung bewirke. Hinzu komme natürlich noch das Erleben der Akupunktur, wenn diese unter besonderen Rahmenbedingungen (Ruhe, Lichteffekte, Gerüche ...Wertschätzung...) durchgeführt werde und die Erwartungshaltung und das Vertrauen in die Wirksamkeit der Akupunktur durch den Rat- und Hilfesuchenden (im Sinne von Placeboeffekten). Aktuelle Forschungsergebnisse deuten aber möglicherweise daraufhin, dass ein lokaler Adenosinanstieg (tierexperimentelle Studie in Nature Neuroscience; 2010; doi: 10.1038/nn.2562) im Nadeleinstichgebiet, in die Schmerzvermittlung eingreife und die Schmerzwahrnehmnung mindere (© Deutsches Ärzteblatt vom 2009-5-31). Ein weiterer Effekt der bei der Akupuntur zu beobachten sei, so Klaus Linde, Leiter des naturheilkundlichen Forschungszentrums der TU München, sei der Umwinding-Effekt. Durch die intensiven Störreize der Akupunkturnadeln, halte das Gehirn die vorbestehenden Schmerzen, Beschwerden oder Ohrgeräusche, für vernachlässigbar und würde diese nicht mehr in dem Ausmaß wie zuvor mit Signal- o. Botenstoffen (Hormone) beantworten, wodurch das Schmerz- und Empfindungsgedächtnis herunterreguliert werde, so Linde (die Rheinpfalz, Nr.98, 28.April 2011).
Letzte Änderung am Sonntag, 06 Oktober 2013 19:05
Weitere Informationen
- Textquelle: MMW online
- Datum: Mittwoch, 16 Juli 2008
- Textquelle 2: MMW-Fortschr. Med. Nr. 45 / 2004 (146. Jg.)